Ein Kaliber bezeichnet den Laufdurchmesser und wird in drei unterschiedlichen Arten ausgedrückt:
Diese Art der Laufdurchmesserbestimmung hat eine historische Herkunft, denn sie stammt aus der Zeit der Vorderlader (Woodard 2014). Die Musketenkugel muss den Lauf gasdicht verschließen, damit das Schwarzpulver sie auch herausschieben kann. Andernfalls würden die Gase nur an der Kugel vorbei gehen oder, wenn es zu fest sitzt, eventuell den Lauf sprengen.
Auch das Wort „Kaliber“ ist ein Lehnwort aus dem Französischen (calibre). Im Gegensatz zu der oft verbreiteten Wortherkunft kann wohl auch in Betracht gezogen werden, dass das Wort keinen arabischen Ursprung hat (English Words of Arabic Ancestry 2017).
Es entstammt dem Mittelfranzösisch und leitet sich wahrscheinlich von Latein „qua libra“, was so viel bedeutet wie „von dem (römischen) Pfund“, ab (Online Etymology Dictionary 2018).
Mit dem Kaliber wird heute, bei Waffen mit einem gezogenen Lauf, der Laufdurchmesser zwischen den Feldern bezeichnet. Um dem Geschoss den nötigen Drall zur Stabilisierung zu geben, muss es in erster Linie von den Feldern in diese Drehung versetzt werden. Der Geschoßdurchmesser ist darum eigentlich innerhalb der Zugtiefe.
Es wäre natürlich zu einfach wäre dies immer der Fall. So gibt es auch die Möglichkeit eines noch etwas kleineren oder größeren Umfangs. Darum ist das jeweils angegebene Kaliber ein sogenanntes Nennkaliber.
Ob nun eine Munition metrisch oder zöllig beschrieben wird, ändert nichts an ihren Eigenschaften. So wird aus den obigen Beispielen wahlweise .355inch und .223 Remington respektive 11,43 x 30mm und 7,62 x 51mm.
Der größte Unterschied besteht in der Systematik, diese gibt es nur im metrischen System. In der angelsächsischen Beschreibung gibt es viele Varianten, die eine Systematik unmöglich machen. So ist bei dem Kaliber .45-70 der Geschoßdurchmesser und, hinten angestellt, die benötigte Schwarzpulvermenge angegeben. Bei der .30-06 Springfield hingegen beschreibt die hinten angestellte Zahl das Einführungsjahr, also 1906 (Bussard et al. 2014).
Bei Schrotflinten wird der Laufdurchmesser mit der Anzahl an gleich großen Bleikugeln, die zusammen ein englisches Pfund (454g) ergeben, bestimmt. Durch die zwei Konstanten, das englische Pfund und der Laufdurchmesser, und der Bedingung der gleichgroßen Kugeln wird ein Schrotkaliber errechnet. Bei dem Schrotflintenkaliber 12 können also 12 gleichgroße Kugeln im Laufdurchmesser aus einem englischen Pfund Blei geformt werden.
Das erklärt auch warum das Kaliber 20 kleiner ist. Hier können, aufgrund des kleineren Laufdurchmessers, aus einem englischen Pfund zwanzig dem Laufdurchmesser entsprechende Kugeln geformt werden.
Bussard, Mike; Allen, John B.; Kosowski, David; Priore, Charles F. (2014): Ammo encyclopedia. For all rimfire and centerfire cartridges, plus shotshells! 5th edition. Minneapolis, MN: Blue Book Publications, Inc.
English Words of Arabic Ancestry (Hg.) (2017): Calibre. Online verfügbar unter https://ia601709.us.archive.org/18/items/EnglishWordsThatAreOfArabicEtymologicalAncestry/English-words-that-are-of-Arabic-etymological-ancestry.htm.
Online Etymology Dictionary (Hg.) (2018): Caliber. Online verfügbar unter https://www.etymonline.com/word/caliber.
Woodard, W. Todd (Hg.) (2014): Cartridges of the world. A complete and illustrated reference for more than 1,500 cartridges. 14th ed. Cincinnati: F+W Media.